Der Nahfeld Monitor, NFM4C, für das Tonstudio ist fertig entwickelt
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Inzwischen wurden die Testgehäuse gebaut, verschiedenes Dämm- und Bedämpfungsmaterial nach Mass geschnitten und in den Gehäusen individuell für Bass und Mittelton installiert. Nachdem die Chassis installiert waren, wurden initiale Messungen von jedem Chassis durchgeführt.
Es wurden Nahfeldmessungen durchgeführt sowie aus einem Meter Distanz in unterschiedlichen Winkeln von 0 bis 30 Grad. Dadurch kann man das Verhalten der Chassis kennen lernen und die Reflektionen durch das Gehäuse, welche Erhöhung und Auslöschung von Frequenzanteilen hervorbringen. Das Wasserfallspektrum zeigt für alle Chassis ein äusserst schnelles, gleichmässiges Ausschwingen der Chassis, welche ohne Resonanzen ist.
Mit diesen Erkenntnissen wurden nun die Frequenzweichen entwickelt. Es wurde sehr viel Aufwand in die Entwicklung investiert. Mehrere Filtertopologien wurden ausprobiert. Das Resultat ist, dass zwischen Bass und Mittelton 12 dB Filter zum Einsatz kommen und zwischen Mittel- und Hochton 18 dB das gewünschte Ergebnis abliefern. Nicht nur im Frequenzgang unter unterschiedlichen Winkeln ist das Ergebnis sehenswert, sondern auch klanglich. 31 Hz (-6 dB) werden im Bass geschlossen erreicht und der sehr ebene Frequenzgang geht locker über 30 kHz.
Und wie klingt es? Man probiert verschiedenste Musik aus wie Klassik, Pop, House, Blues, Jazz usw. und hört nicht auf zu hören, weil man die Musik neu entdeckt. Stimmen bzw. die Personen stehen vor einem als seien sie real. Der Raum öffnet sich von den Boxen nach hinten. Tiefe Bässe erhalten eine feine Struktur und schweben im Raum. Man erkennt wie die Musik abgemischt wurde.
Die Prototypen wurden durch den zukünftigen Besitzer in mehreren Hör-Sessions mit seinen hervorragenden Röhrenendstufen von Vacuum State und eigenen Aufnahmen aus dem Tonstudio getestet. „Es hört sich wie ein PA an aber ich höre keine Verfärbung … es klingt so schön und natürlich“ waren Kommentare, welche das Go geben, um die finalen Boxen zu bauen. Dazu gehören auch auf Mass gefertigte Boxenständer.
Bei der Entwicklung eines Lautsprechers geht man immer Kompromisse ein. Nahfeld Monitoren sind bekannt, dass sie im Klang ehrlich sein sollen, nichts verschönern, beziehungsweise das Haar in der Suppe aufzeigen. Das hört sich nach kompromisslos an. Ist das überhaupt möglich?
Bei einem Nahfeld Monitor hört man aus geringer Entfernung, um Raumreflexionen möglichst zu vermeiden. Der Höreindruck wird dadurch weniger beeinflusst und ist direkt. Bei einem Abstand von ca. einem Meter oder kürzer ist natürlich ein Breitbänder ausgezeichnet. Aber dieser schafft es weder nach ganz unten, in die tiefen Frequenzen und oft auch nicht bis in die allerhöchsten Höhen mit exzellenter Linearität. Das ist der Anspruch, den man bei Nahfeld Monitoren hat. Ein Zweiweglautsprecher ist da schon viel besser. Die Höhen schafft er locker und linear. Inzwischen gibt es auch Chassis, welche sich niedrig ankoppeln lassen und dadurch ein harmonisches Tonbild aus kurzer Distanz abgeben können. Aber für standesgemässe Dynamik im Tiefbass fehlt es dann meistens doch.
Bei einem klassischen Dreiweglautsprecher, wo die Chassis vertikal ausgerichtet sind, ist die Schwierigkeit, dass die Entfernung der Chassis zueinander zu gross ist, um bereits aus kurzer Distanz ein harmonisches Klangbild zu produzieren. Wenn man aber die Anordnung ändert, zum Beispiel den Bass auf der Seite und nebenan den Mittel- und Hochton vertikal platziert, dann sind alle Chassis möglichst nah beieinander. Das sieht vielleicht ein bisschen Retro im Regalboxenformat aus, hat aber unbestreitbare Vorteile, dass man ein harmonisches Klangbild bereits aus kurzer Entfernung bilden kann. Und wenn dann der Bass nicht in Bodennähe ist, sondern erhöht, dann profitiert man von weniger unmittelbaren Reflexionen. Man profitiert von einem direkten Klang, welcher so wenig wie möglich von Raumreflexionen beeinflusst ist. Die standesgemässe Dynamik und ein linearer Frequenzgang von 30 Hz bis 30 kHz sollte jetzt möglich sein, da jedes Chassis seine Stärken ausspielen kann. Damit wären wir beim kompromisslosen Lautsprecher. Ausser, dass solche Lautsprecher sehr viel aufwändiger sind zu konstruieren und mehr kosten.
Das macht den Reiz aus: im Klang einen kompromisslosen Near Field Monitor für ein Tonstudio zu bauen. Ein erster Prototyp ist im Bau.
Die Idee, dass ich einen Standlautsprecher als do it yourself publiziere ist seit längerem im Kopf. Hatte ich doch mehrere Anfragen. Mit diesem Lautsprecher The Essence biete ich dem Hobby-Lautsprecherbauer einen Bauvorschlag, der nicht etwas alltägliches ist, sondern eine Box mit High End Anspruch. Die ersten Hör-Sessions wurden durch Bekannte und Freunde bereits wahrgenommen. Sehr positiv. Ob ich den Lautsprecher noch lackiere oder so zum Verkauf anbiete, überlege ich mir noch.
Einer der besten 20er Bässe aus Glasfaser für den Bass, eine harte und präzise Magnesiummembran für den Mitteltonbereich sowie für die Höhen ein feines Bändchen. Hinzu kommt, dass es ein kleines schlankes Gehäuse sein soll und somit auch in kleineren Räumen integriert werden kann.
Um mit diesem interessanten Mix aus verschiedenen Materialen einen toll klingenden Lautsprecher zu bauen benötigt man viel Zeit und Geduld. Nach längerer Entwicklungszeit ist das Ergebnis nach klanglichen Aspekten und Lautsprechergrösse mehr als zufriedenstellend.
Die Musik löst sich von den Lautsprechern und der virtuelle Raum öffnet sich in die Tiefe und Breite. Die Höhen sind seidig, die Stimmen klingen angenehm und klar fokussiert. Trotz des kleinen geschlossenen Gehäuses sind die Bässe tief und straff. Mit Le Vent léger lässt sich auf hohem Niveau entspannt Musik hören
Da lagen sie nun, diese über 45-jährigen Lautsprecherchassis von Tannoy. Mein Vater hatte sie durch einen Kollegen direkt aus England erhalten. Die damals wie auch heute noch legendären Tannoy Lautsprecher in Dual Concentric Bauweise. Der Hochtöner als Horn ist in der Mitte des Basses nach hinten perfekt versetzt angeordnet und wirkt wie ein Breitbänder. Nur mit dem grossen Unterschied, dass die Höhen keinen Abbruch finden. Die dazugehörige Frequenzweiche wurde damals in einem verschweissten Metallgehäuse geliefert und darin war die Weiche in Kunststoff vergossen, so dass man die innovative Weiche ja nicht nachbauen konnte. Inzwischen gibt es Pläne und schon mit der damaligen Messtechnik kann man nur den Hut vor den Ingenieuren ziehen. Mit den heutigen Erkenntnissen in der Lautsprechertechnologie war es deshalb interessant nochmals aus diesen Lautsprechern das Maximum herauszuholen. Musiker, welche das Resultat gehört haben, waren sichtlich beeindruckt.
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